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    Update Dez 2020

Dr. med. Uwe Auf der Strasse

Kann eine chronisch aktive Toxoplasmose eine Rolle bei einem Long-Covid spielen ?

 

Dies könnte bei manchen der Betroffenen der Fall sein. Patienten berichten häufig, dass sich erste Symptome einer chronisch aktiven Toxoplasmose im Anschluss an schwere Infekte oder eine andere gesundheitliche Belastung entwickelten  (s. S.166).  

4/2020 wurde eine Arbeit veröffentlicht,  die zeigt  dass eine Aktivität der sogenannten CD-8 Zellen entscheidend für eine effektive Abwehr gegen Covid-19 ist (Liu et al.: Longitudinal characteristics of lymphocyte responses and cytokine profiles in the peripheral blood of SARS-CoV-2 infected patients).        Eben diese CD-8 Zellen sind auch für eine Kontrolle der Toxoplasmen unerlässlich (6).

 

Die oben erwähnte Studie zeigt nun, dass eine "signifikante Abnahme der Anzahl der CD-8 T-Zellen und ein Anstieg der entzündlichen Zytokinspiegel (z. B. IL-6, IL-10) dynamisch mit dem Schweregrad von COVID-19-Patienten korrelieren".  Eine   Schwächung der CD-8 Zellen durch eine Covid-19 Erkrankung wurde also nachgewiesen - das wiederum könnte durchaus zu einer Aktivitätszunahme von schon im Organismus vorhandenen Toxoplasmen führen. Dies könnte die Gesundheit auch nach Beendigung der Covid-19 Aktivität nachhaltig stark beeinträchtigen und könnte in diesen Fällen einen wesentlichen  Teil der Long-Covid Symptome erklären.  

 

Umgekehrt könnte auch eine Belastung mit chronisch aktiver Toxoplasmose ein Faktor für einen schweren Verlauf einer Covid-19 Infektion sein, denn es wurde nachgewiesen, das eine Toxo-plasmose sowohl eine Schwächung der CD-8 T-Zellen (6) wie auch eine langfristige Schädigung der CD-4 T-Helferzellen auslösen kann,  (Kugler et al.: Systemic toxoplasma infection triggers a long-term defect in the generation and function of naive T lymphocytes), und diese CD4 Zellen sind für eine effektive Funktion der CD-8 T-Zellen unerlässlich

Nachtrag 11/2021:   Aktuell wurde eine Studie von Prof Jaroslav Flegr veröffentlicht, in der er auf einen Zusammenhang zwischen einer Toxoplasma Besiedlung und auffällig schweren Verläufen einer Covid-19 Infektion hinweist:  Flegr, J. Toxoplasmosis is a risk factor for acquiring SARS-CoV-2 infection and a severe course of COVID-19 in the Czech and Slovak population: a preregistered exploratory internet cross-sectional study. Parasites Vectors 14, 508 (2021)

Geschmacksstörungen und hartnäckiger Husten von denen manche Patienten mit einer Long-Covid Erkrankung berichten, sind allerdings nicht typisch für eine chronisch aktive Toxoplasmose. Diese Symptome sind eher durch eine  direkte Schädigungen durch das Virus zu erklären. Auch sollte man in diesem Zusammenhang bedenken, dass ein geschwächtes Immunsystem vielleicht nicht nur die Kontrolle über einen Krankheitserreger verlieren kann, sondern möglicherweise über mehrere. 

 

So mag ein Immunsystem zunächst durch Covid-19 oder ein anderes Virus geschwächt werden, doch kann es in der Folge auch die Kontrolle über weitere Keime, wie Toxoplasmen, Chlamydien, Borrelien oder auch Herpesviren verlieren. Darüber muß man sich bei der Diagnostik der hieraus resultierenden langwierigen und komplexen Krankheitsbilder im klaren sein, und zumindest die wichtigsten auslösenden Faktoren identifizieren und behandeln. Nur wenn dies gelingt kann eine Therapie auch erfolgreich sein. Ich möchte hier auch darauf hinweisen, dass die Durchseuchung mit Chlamydyphila pneumoniae etwa 60% beträgt. Werden diese aktiv, so können ebenfalls zahlreiche Symptome auftreten die einem Long-Covid ähneln, unter anderem auch ein hart-näckiger Hustenreiz   (s. Update Juli 2020).

 

Zusammenfassend ist es denkbar, dass ein Long-Covid Syndrom in manchen Fällen vielleicht nicht nur eine direkte Folge der Covid-19 Aktivität selbst ist, sondern möglicherweise auch eine Folge der Aktivität anderer Krankheitserreger,  wie zum Beispiel Toxoplasma Gondii. 

Bitte lesen Sie hierzu auch "Fall 4" unter "Fallberichte",  unter "Medien" ist zu diesem Fall auch ein Video verfügbar. 

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