Update August 2025
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Dr. med. Uwe Auf der Strasse
Borreliose​. Im Laufe meiner über 25 jährigen Praxisarbeit habe ich auch viele Patienten mit Borreliose behandelt. Das macht mich sicher nicht zu einem Spezialisten für diese Erkrankung, doch ich möchte hier ein paar Erfahrungen wiedergeben. Der entsprechende Abschnitt in meinem "Toxoplasmosehandbuch" wird ab Mitte 9/2025 entsprechend ergänzt, um dafür Platz zu schaffen wurde Fall 15 aus dem Buch gestrichen, diese Dokumentation kann aber weiterhin in den "27 Fallbeispielen" eingesehen werden.​
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Eine Borreliose wird vor allem durch Zecken übertragen. Meist (nicht immer !!) kommt es nach einigen Tagen an der Einstichstelle zu einer typischen Hautrötung, die sich langsam ausbreitet und im Verlauf oft in der Mitte verblasst, und dann einen Ring bildet. Borrelien sind ebenso wie Toxoplasmen meist innerhalb von Zellen lokalisiert und können ähnliche Symptome verursachen. Die verlässlichsten Unterschiede der Symptomatik sind, dass bei einer Borreliose meist starke, von Gelenk zu Gelenk zu wandernde Schmerzen im Vordergrund stehen, - diese wandernde Charakteristik habe ich bei einer Toxoplasmose noch nicht beobachtet. Manchmal sind Gelenke auch angeschwollen und entzündet, auch dies tritt bei einer Toxoplasmose nicht auf. Wandernde Schmerzen der Muskulatur und Missem-pfindungen in wechselnden Lokalisationen können bei einer Borreliose ebenfalls auftreten. Eine weitere Besonderheit sind oft mehrfach täglich auftretende einschießende Schmerzen in wechselnden Körperregionen, die nur für wenige Sekunden vorhanden sind, und rasch wieder abklingen, diese treten bei einer Toxoplasmose nicht auf. Auch bei einer Toxoplasmose können die Symptomstärken schwanken, aber sie tun dies in Ihrer Gesamtheit, überall im Organismus, dadurch ist das Bild ist sozusagen „ruhiger“ als der bisweilen chaotische Symptomverlauf einer Borreliose. Standard–Antikörpertests und PCR sind nicht ausreichend verlässlich, falls diese bei typischer Symptomatik negative Ergebnisse liefern, so ist ein zusätzlicher LTT (s. S.237) oder Elispot dringend anzuraten. Diese sind deutlich sensitiver, schließen aber im negativen Fall eine Borreliose ebenfalls nicht sicher aus. ​
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Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass eine Beteiligung des Nervensystems (eine „Neuroborreliose“) oft zu Missempfindungen und Störungen der Nervenleitung ähnlich einer Neuropathie führen kann, diese Störungen können auch halbseitig vorhanden sein. Ein Nachweis von Borrelioseantikörpern im Hirnwasser (=Liquor) sichert diese Diagnose, es gibt jedoch keinen Beleg dafür gibt, dass ein Fehlen dieser Antikörper im Liquor eine Neuro-borreliose sicher ausschließen würde.
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Therapie: In der Anfangsphase einer Borreliose sind viele Antibiotika wirksam, zum Beispiel Doxycyclin 2 x 100mg täglich, Clarithromycin 2 x 500mg, Amoxicillin 3 x 1000mg, oder Cefuroxim 2 x 500 mg, alle jeweils über mindestens 14 Tage, oft auch 4 Wochen - auf jeden Fall aber bis sicher keine Krankheitszeichen mehr bestehen. Oft werden diese auch miteinander oder mit weiteren Medikamenten kombiniert, s. auf "borreliose-gesellschaft.de" und der Literaturhinweis weiter unten.
Bei Rückfällen (=Rezidiven) in späteren Phasen der Erkrankung können die Symptome wieder sehr stark ausgeprägt sein, die Borrelien hierbei aber in aufgeknäulter Form vor-liegen, und damit deutlich unempfindlicher für Antibiotika sein. Diese Formen stellen sich im Mikroskop wie Zysten dar, weshalb man oft auch vom Zystenstadium spricht. In diesem Stadium ist eine Borreliose enorm schwierig zu therapieren, selbst Ceftriaxon Infusionen bleiben oft wirkungslos – und es kann zu einem Kampf über Jahre werden, bis man eine Borreliose effektiv in den Griff bekommt. Eine mögliche Lösung liegt darin, Wirkstoffe einzusetzen, die diese „Zysten“ aufbrechen. Dies gelingt mit Metronidazol 3 x 400 mg täglich oder Fluconazol 200-400mg einmal täglich. Letzteres ist eigentlich ein pilzhemmender Wirkstoff, ist aber gegen Zystenformen der Borreliose sehr effektiv. (zu finden in: Schardt FW. Clinical effects of fluconazole in patients with neuroborreliosis. Eur J Med Res. 2004 Jul 30;9(7):334-6. PMID: 15337633.). Folgende Kombination hat sich in meiner Arbeit auch für dieses schwierige Krankheitsstadium als äußerst wirkungsvoll herausgestellt:
1 Woche Metronidazol 400 mg 3 x 1 + Clarithromycin 500mg 2 x 1, dann 1 Woche Fluconazol 200-400mg 1 x 1, in diesem wöchentlichen Wechsel über mindestens 4 Wochen fortzusetzen. Diese Therapie hat mehreren meiner Patienten entscheidend geholfen.
für eine detaillierte Erörterung der Therapie der Borreliose und aller möglichen Koinfektionen möchte ich das Buch „Krank nach Zeckenstich“ von Dr. Petra Hopf-Seidel empfehlen.
Anmerkung: Nochmals in aller Deutlichkeit - es ist mir vollkommen unbegreiflich, warum in der Neurologie ein negativer Befund für Borrelioseantikörper in der Liquorpunktion als sicherer Ausschluss für eine Neuroborreliose gilt, denn diese Schlussfolgerung setzt eigentlich eine 100%ige Sensitivität dieser Methode voraus - ein solcher Beweis ist aber, soweit mir bekannt, noch nie geführt worden. Ein solchermaßen scheinbarer "Ausschluss" einer Neuroborreliose wird besonders unverständlich, wenn Menschen deutliche klinische Zeichen für eine Neuroborreliose zeigen. Ärzte verschließen hier die Augen dafür, dass unsere Labordiagnostik eben nicht unfehlbar ist - es gibt immer eine Fehlerquote, aber diese muss im Zweifelsfalle für die Patienten ausgelegt werden, nicht gegen sie. "Psychosomatisch" kann in solchen Fällen eine verheerende Fehldiagnose sein.